„Ich hab mir für dich meine Nieren ruiniert
Du warst doch bloß an meinem Gewicht interessiert
Guck dir doch mal bitte diese Hände hier an
Und dann stell dich vor mich hin und sag, ich wär kein Mann
Und all diese Blasen, wo komm‘ die denn her?
Ich weiß, dir fiel alles leicht
Nur ich wurd‘ immer schwerer[…]
Ich war dein Vorschotidiot
Matrose Schönfeldt und die Schwimmwesten
Wir war’n zwei Mann auf diesem Boot
Du hast nur immer rumgetobt
Ich war dein Vorschotidiot! Der Idiot Zwei lange Jahre war’n wir ein Paar
Ich war der Duss’l und du warst der Star
Ich war der Knochen und du warst der Hund
Ich wurde immer nass, du bliebst trocken und gesund“
Mit Matrose Schönfeldt und die Schwimmwesten stimmten wir uns am Samstag, den 25. Juli in Ueckermünde auf die bevorstehende Segelwoche ein. Die Boote waren gepackt und die Segelsachen bereitgelegt.
Sonntag, 26. Juli 2020 – Auf ins Abenteuer
Der erste Segeltag konnte beginnen. Trotz starkem Regen wagten wir uns über das Stettiner Haff Richtung Karnin. An der Zecheriner Brücke angekommen sprachen uns Segler auf einem Holzkutter an:
-Moin, kommt ihr aus Dresden?
-Ja
-Bis hier her gesegelt?
-Nein, in Ueckermünde gestartet. Wir wollen um Usedom herum segeln.
-Mit dem Boot??? *ungläubiger Blick*
–Na klar!
-Oh…na da viel Spaß!
Und glaubt mir, diese Art von Gesprächen, haben wir nicht nur einmal geführt.
Die nächste Etappe ging nach Wolgast, wo wir wieder auf den Brückenzug warteten. In Wolgast hatten wir genügend Zeit, die Sachen etwas zu trocknen und uns zu stärken.
Nach einem Besatzungswechsel segelten wir die letzte Tagesetappe. Um 21 Uhr begrüßte uns der Regenbogen in Peenemünde.
Montag, 27. Juli 2020 – Nach Sonne kommt Regen
Das morgendliche Prozedere begann: Aufstehen, Sachen zusammenpacken, sich selbst richten, Zelte abbauen, Frühstücken und Boote beladen. Um 10 waren alle auf dem Wasser und bereit für die heutige Tour. Im Peenestrom herrschte Flaute, sodass alle sommerlich gekleidet waren und sich auf den Booten gemütlich machten. Auf Höhe Koserow frischte der Wind von einer zwei auf eine vier auf. Die ein Meter hohen Wellen machten klar, dass wir nun auf der Ostsee angekommen sind. Nach 35 Meilen und knapp acht Stunden segeln waren wir in Swinemünde und somit in den polnischen Gewässern angekommen. Die Mückenplage und der starke Regen sorgten dafür, dass alle in ihren Zelten verschwanden und Kraft für den nächsten Tag sammelten.
Dienstag, 28. Juli 2020 – Unerwartete Wendung
Um 10:30 Uhr brachen wir in Swinemünde auf. Alle zogen sich warm an, da man ja aus den Fehlern von gestern gelernt hatte. Doch auf der großen Ostsee angekommen, wehte nur eine leichte Brise und die pralle Sonne schien. Da es nur schleppend voran ging wurden kurze Badeeinheiten eingelegt und die meisten nutzen die Sonne, um ihre Körperbräune zu verstärken.
Neun von elf Booten kamen um 15 Uhr in Dziwnow an. Die anderen beiden Boote wurden von der absoluten Flaute eingeholt und hatten somit noch ein Stück vor sich. Die bereits angekommenen Leute gingen in der Ostsee baden und genießten das gute Wetter – doch man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Keiner konnte ahnen, welche Wendung dieser Tag noch mit sich brachte. Wir bekamen einen Anruf von Max und Yannik, welche für gewöhnlich auf dem „Nordstern“ segeln. Doch sie meinten, dass absolute Flaute ist und sie ihr Boot am Strand entlang zogen.
Wir fragten im Hafen nach einem Motorboot nach, doch leider stand derzeitig nichts zur Verfügung. Also hieß es weiterziehen. Schlagartig wechselte das schöne Badewetter zum schlimmen Unwetter mit Platzregen und Hagel. Und dann kam die Hiobsbotschaft – Nordstern rief an, dass sie und auch die Juno, auf der Julian und Jocy segelten, gekentert sind. Martha, ein Vereinsmitglied der Ueckermünder konnte polnisch und fragte beim Hafenmeister direkt nach Hilfe. Da immer noch kein Motorboot zur Verfügung stand, blieb nur noch die Seenotrettung. Doch da kam der nächste Anruf von Nordstern, dass nun auch die Juno am Strand ist und beide Boote sich nicht weit von der Mole befinden.
Die ganze Truppe ging schnell zu den gestrandeten Booten und stellten zum Glück fest, dass alle wohl auf waren. Jocy und Julian erzählten, dass sie etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt waren, als der Sturm aufzog und mit einmal die Sicht weg war. Die Kenterung verlief viel zu schnell. Glücklicherweise halfen die Wellen das Boot wiederaufzurichten, indem sie stets in das Segel drückten. Durch die Wellen wurde die Juno Richtung Land getrieben.
Drei Stunden dauerte es, die Juno und Nordstern halbwegs trocken zu legen und bei zwei Meter hohen Wellen und einer Windstärke 7 die Boote in den Hafen zu segeln. Die komplette Ausrüstung war durchnässt – vom Schlafsack, über Schuhe, bis hin zum Zelt. Doch das wichtigste war, dass bis auf den Schock alle wohl auf waren. Und bis auf paar Milchpackungen, Sonnencreme und einer Musikbox ging nichts verloren. An diesem Abend konnte nur noch Pizza helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Mittwoch, 29. Juli 2020 – Kurz aber anstrengend
Mit neuen Kräften ging es pünktlich 10 Uhr zum ersten Brückenzug. Mit Windstärke fünf bis sechs mussten wir den gesamten Kanal „Dziwna“ entlang kreuzen. 14:30 Uhr kamen wir in Wollin an, wo wir anderthalb Stunden auf den Brückenzug warten mussten. Martha fand in der Zwischenzeit heraus, dass wir im Stadthafen nicht bleiben konnten, da am nächsten Tag eine Familienregatta stattfinden würde und 63 Segeljachten heute noch eintreffen sollten. Das war für uns Glück im Unglück, denn nur eine Meile weiter gab es einen natürlichen Campingplatz mit Strand und Steg, an dem wir unsere Boote fest machen konnten. An einem gemütlichen Lagerfeuer und mit Matrose Schönfeldt ließen wir den Abend ausklingen.
Donnerstag, 30. Juli 2020 – Entspannung pur
Dank einer demokratischen Abstimmung und der Einigung, dass wir ein Volleyballtournier veranstalten, wurde ein Tag Pause eingelegt. Es wurde ohnehin viel Wind vorhergesagt und von Sturm hatten wir erstmal genug. So wurde der Tag in vollen Zügen genossen. Ein paar gingen ins Wikinger Dorf nach Wollin, die anderen spielten Karten und gingen baden. Vier Leute konnten vom Segeln nicht genug haben und schnappten sich zwei Boote und segelten nach Wollin und wieder zurück. Zum Abendbrot wurde polnischer Bräuler über dem Lagerfeuer gegrillt – ein Festmahl!
Freitag, 31. Juli 2020 – Das Ende naht
An diesem Morgen hieß es Abschied nehmen, die Ueckermünder wollten noch einen Zwischenstopp einlegen und unser Ziel war Ueckermünde. Wir hatten das beste Segelwetter mit einer Windstärke drei und leichter Sonne. Gemütlich segelten wir über das Stettiner Haff. 16 Uhr kamen wir an unserem Ziel an. Zu aller erst gab es ein paar Fischbrötchen zur Stärkung. Im Verein der Ueckermünder bauten wir unsere Boote ab und machten sie fertig für die Heimfahrt. Am Abend ließen wir es uns beim Italiener gut gehen. Ein letztes Mal für diese Woche hörten wir gemeinsam das Lied „Vorschotidiot“ und ließen die Ereignisse Revue passieren.
Wo es wohl als nächstes hin geht?